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Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: fanny-art-photos.de

Chin Woman Myanmar / Tattoo Woman Myanmar

Bilder einer Reise in das Bergdorf Mindat von der Fotografin Fanny Hirling (www.fannys-art-photos.de).

Tätowierungen – die Schönheit der Seele

Warum tätowieren sich Menschen? In der westlichen Welt ist es seit einigen Jahren eine Modewelle, obwohl oder vielleicht weil Tätowierungen zuvor ein eher anrüchiges Image besaßen. In der Halb- und Unterwelt waren und sind Tattoos unter anderem Mitteilungen in der Art: „Ich gehöre dazu“. Genau darauf basiert auch jede andere Bewegung. Wer sich heute tätowieren lässt, wird vordergründig die Schönheit des Bildes anführen, letztlich aber doch einem Modediktat folgen.

Die tätowierten Chin Woman der K’Cho

Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: www.fannys-art-photos.de

Tätowierungen können auch aus ganz anderen Beweggründen erfolgen. Tief im Hochland Myanmars, im Distrikt Mindat, lebt die Volksgruppe der K'Cho, deren Frauen bis vor etwa 30 Jahren schon als Kinder Tätowierungen im Gesicht erhielten. Eine seit Jahrhunderten gepflegte Tradition, deren ursprüngliche Bedeutung im Nebel der Zeit nicht gerade verloren ging, aber auch nicht mehr eindeutig zurückverfolgt werden kann. Sehr häufig wird als Grund für die Tätowierung der Raub der Frauen durch frühere Könige oder Eroberer genannt, für die im Gesicht tätowierte Mädchen keinen Wert mehr darstellten. Später wurde es ein Teil der weiblichen Ästhetik dieses Volkes. Zugleich erhielten die Tätowierungen einen spirituellen Charakter, sie wurden Ausdruck einer geistigen, einer religiösen Haltung.

Der lange Weg nach Mindat

Myanmar war noch bis in das neue Jahrtausend hinein ein streng von der Außenwelt abgeschirmter Staat, in dem das Militär alle Fäden in der Hand hielt. Das ist auch heute noch so, jedoch haben die Generäle eingesehen, das eine vollständige Abschirmung zu viele Nachteile bringt und so wurden in den letzten 15 Jahren vorsichtige Schritte hin zu mehr Demokratie zugelassen. Dazu gehört auch ein wachsender Tourismus. Immerhin verzeichnet das Land, das fast doppelt so groß wie Deutschland ist, aber nur 53 Millionen Einwohner zählt, heute etwa 5 Millionen Besucher pro Jahr. Der Großteil der Touristen konzentriert sich auf die Metropole Rangun im Süden des Landes, auf Mandalay im Nordosten oder die westlich von Rangun gelegenen Strände am indischen Ozean.

Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: www.fannys-art-photos.de

Der Nordwesten des Landes ist jedoch eine weitgehend touristisch wenig erschlossene Gegend. Es ist eine bergige Region, deren Dörfer und Städte nur auf mühsamen Land- oder Flusswegen zu erreichen sind. Von Rangun aus kann zum Beispiel zur Küstenstadt Sittwe geflogen werden, dann jedoch geht es nur noch langsam voran. Die nächste Etappe ist die etwa 100 km im Landesinneren gelegene Stadt Mrauk U, die als Basis dienen kann, um von dort nach Mindat zu gelangen, der Region, in der die Volksgruppe der K'Cho lebt. Es ist das Hochland des Chin-Staates mit dessen Hauptstadt Hakha, die sich auf einem Bergrücken in 1867 m Höhe ausbreitet. Der Chin-Staat ist in drei Distrikte unterteilt, wovon einer nach der in ihm gelegenen Stadt Mindat genannt wird.

Auf der Fluss-Autobahn zu den tätowierten Frauen

Von Mrauk U aus ist der bequemste Weg in den Distrikt Mindat der auf dem Fluss. Zugleich auch die einfachste Möglichkeit, die tätowierten Frauen der K'Cho zu Gesicht zu bekommen. Nach einer etwa zweistündigen Bootsfahrt flussaufwärts kommen die ersten Dörfer der Volksgruppe in Sicht. Gelegenheit, einen Halt einzulegen und sich umzusehen.

Sehr oft findet sich bei den K'Cho-Frauen als Tattoo-Motiv ein Spinnennetz, das sich über das gesamte Gesicht ausbreitet und oft auch die Augenlider mit einschließt. Die meisten Frauen, die noch ein Tattoo tragen, sind über vierzig oder noch weit älter. Der Staat Myanmar hat das Tätowieren im Gesicht schon in den 1960er-Jahren unter Strafe gestellt. Für die Frauen, die oft schon im Alter von 8 oder 9 Jahren tätowiert wurden, kann das keine vergnügliche Zeremonie gewesen sein. Ein Gemisch aus Ruß, Schweinefett, Rindergalle und zerstampften Blättern wurde mittels Dornen unter die Haut getrieben. Es vergingen viele Stunden, bis das Werk vollbracht war.

Heute sind die Frauen Stolz auf ihre Verzierungen und tatsächlich besitzt das Gesicht einer K'Cho-Frau, das nicht nur durch die Farbe, sondern auch durch ein entbehrungsreiches Leben gezeichnet ist, eine fast schon mystische Ausdruckskraft. Es sind Gesichter, die Geschichten ohne überflüssige Worte erzählen. Genau darin liegt ihre wunderbare Schönheit und fraglos auch in der Wesensart der K'Cho, die bis vor kurzem noch ausschließlich von und in der Natur lebten. Inzwischen ist jedoch der touristische Andrang nach den tätowierten Frauen so hoch, das so manche von ihnen, die Näher zu Mrauk U siedeln, unverblümt eine Gebühr für jedes von ihr gemachte Foto verlangt, womit sie absolut recht hat.

Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: www.fannys-art-photos.de

Wege in die Stadt Mindat

Wer die relativ einfache Möglichkeit des Flusstransports und damit auch den erhöhten Touristenandrang hinter sich lassen will, um die Ursprünglichkeit der Gegend besser zu erfahren, macht sich am besten auf in das Zentrum des District Mindat, in die Stadt Mindat. Dort führt jedoch kein Flussweg hin. Vielmehr ist es eine abenteuerliche und stundenlange Überlandfahrt, die letztlich auf einer Höhe von rund 1500 m über dem Meer endet. Etwa 10.000 Menschen leben hier in Häusern, die sich auf mehrere Bergkämme verteilen. Es führt nur eine Straße, oder besser Piste, in waghalsigen Serpentinen nach Mindat. Die Anstrengungen der Fahrt werden mit einem phantastischen Blick auf die Berge und frischer Luft belohnt, die für Europäer deutlich angenehmer ist als die tropische Schwüle der Ebene.

Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: www.fannys-art-photos.de

Chin Woman Myanmar
Chin Woman Myanmar | ©: www.fannys-art-photos.de

Die tätowierten Frauen hier erzählen gerne von sich und ihrem Leben, denn Fremde sind eine Seltenheit so hoch oben in den Bergen. Auch Sie erzählen von Königen, die die Mädchen aus den Dörfern entführten, aber sie kennen noch weitere Legenden um das Geheimnis ihrer Tattoos. So soll ein entführtes Mädchen, das dem König entkommen ist, sich selbst tätowiert haben, um unerkannt weiter fliehen zu können. Ihr zu Ehren tätowierten sich die anderen Frauen des Dorfes nach ihrer Rückkehr ebenfalls. Was auch immer der Ursprung war, die schon älteren Frauen in Mindat bilden das Ende der Geschichte. Durch das Verbot, dessen Übertretung mit empfindlichen Bußen belegt ist, wird es in etwa 20 Jahren keine tätowierten Frauen mehr geben. Ihre Gesichter und ihre Geschichten in Bildern festzuhalten, ist wohl der einzige Weg, der Nachwelt von den „hässlichen“ Frauen mit den schönen Seelen zu erzählen.

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