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Die Provence

Abbaye de Senanque, Provence  / Bild Nr. 36106539
Abbaye de Senanque, Provence | ©: hardyuno - Fotolia

Ockergelb wie die Felsen von Roussillon, feuerrot wie Mohnblumen und Sonnenuntergänge, das Grün der Oliven und das Violett der Lavendelfelder vermischt mit Rosa und mit den Blautönen von Hirnmel und Meer: Die Farben der provenzalischen Stoffe in den Schaufenstern von Aix-en-Provence oder Arles sind die beste Visitenkarten der einzigartigen Region zwischen Alpen, Rhöne und Mittelmeer. Ein magisches Kaleidoskop, das auch die großen Künstler verzaubert hat, die in der Provence Inspiration fanden wie Czanne, Renoir, Gauguin, Van Gogh oder Matisse.

Als erste ließen sich die Griechen aus Phokäa von der Natur und den Düften dieser sonnigen Region verführen. Um 600v. Chr. gründeten sie hier Massaha, das heutige Marseille. Begünstigt vom Klima, heiß und trocken im Sommer und mild im Winter, pflanzten sie Öl-, Nuss- und Feigenbäume, führten den Weinbau ein und trieben blühende Geschäfte. Ihre Handelsschiffe lagen in kleinen Häfen, die später einmal berühmte Orte der Cóte d'Azur werden sollten wie St. Tropez, Antibes und Nizza. Belagert von Kelten und Ligurern, musste Massalia bald die Römer um Hilfe ersuchen. Diese erkannten sofort die Vorzüge der auf dem Weg nach Spanien gelegenen Region und erhoben sie zu einer "Provinz" (der künftigen Provence) des römischen Reiches.

Spuren der römischen Anwesenheit sind fast überall zu finden. Das imposante Amphitheater (26.000 Plätze) von Arles, der Hauptstadt Galliens, ist so alt wie das Kolosseum und wird noch für Stierkämpfe genutzt. Im Forum von Nimes steht ein eleganter Tempel, die "Maison Carre", während in Orange das intakte Theater von Kaiser Augustus zu sehen ist und der Triumphbogen, den Julius Caesar nach dem Sieg über die Gallier errichten ließ.

Spektakulärster Zeuge der römischen Epoche ist jedoch der "Pont du Gard" bei Pernes-les-Fontaines, eine Rundbogen-Brücke, die zum Aquädukt von Nimes gehörte. Im nahen Avignon erinnern der große Papstpalast und mittelalterliche Stadtmauern an die Zeit, als die Päpste ihren Sitz von Rom hierher verlegten. Sie blieben von 1309 bis 1377 und lebten, wie es bei Daudet in "Briefe aus meiner Mühle" heißt, in Saus und Braus.

Den Reiz der Provence machen aber nicht nur ihre Geschichtsdenkmäler aus.

Sie sind vielmehr Steinchen in einem bunten Mosaik, das sich aus Bergen, sanften Hügeln und den wilden Sumpflandschaften der Camargue zusammensetzt, wo im Juni Zigeuner aus ganz Europa zur jährlichen Wallfahrt nach Saintes-Maries-de-la-Mer zusammenkommen. Dazu gehören auch die provenzalischen Steinhäuser, die man auf dem Land und in den "villages perchrs", den Klippendörfern in den Bergen sieht, bildschöne Städte wie Aix-en-Provence mit seinen grünen Alleen und rauere, aber ebenso faszinierende Orte wie Marseille, wo das Leben noch im Hafen, auf den Fischmärkten und in den Gassen des Araberviertels pulsiert.

Wer an der Cóte d'Azur Urlaub macht, erkundet meist nur das Hinterland in den Seealpen und dringt nur zu besonderen Anlässen ins Vaucluse, dem eigentlichen Herz der Provence vor - zum Beispiel, wenn in Aix-en-Provence und Orange die Opernfestspiele laufen oder in Avignon das Theaterfestival. Zudem genügt es, sich nur ein paar Kilometer von Stränden und Bootshäfen zu entfernen, um schon in typisch provenzalische Landschaften einzutauchen. Eine wunderschöne Tour ist die Route Napoleon, die sich von Cannes in Richtung Grenoble durch die Seealpen und die Provenzalischen Alpen schlängelt. Sie führt über die Parfümstadt Grasse, wo Essenzen aus Lavendel, Orangenblüten und Jasmin hergestellt werden, dann nach Castellane beim großartigen Canyon von Verdon und Digneles-Bains, das inmitten von Lavendelfeldern liegt und einen ungewöhnlichen tibetischen Tempel besitzt.

Von Aix-en-Provence erreicht man den Naturpark des Lubron, ein Felsmassiv mit hübschen Dörfern, wo sich viele Künstler und Aussteiger angesiedelt haben. Im malerischen Gordes, beim Kloster von Snanque, gibt es noch mehrere "bories" (Flachsteinhütten) zu sehen, während in Fontaine-de-Vaucluse auch der Dichter Petrarca gelebt hat, der als erster den 1909 in Mont Ventoux erstieg. Vielleicht gar kein Zufall, dass es gleich nebenan in Carpentras, mitten im Weingebiet von Chateauneuf-du-Pape, ein Dichtkuist-Museum gibt. In Les-Baux-de-Provence, einem anderen herrlichen Dorf der Alpilles, steht noch das Schloss der Troubadours, der französischen Minnesänger. Saint-Rmyde-Provence ist als Heimat von Nostradamus und neuerdings als Refugium der Prinzessin Caroline von Monaco bekannt. Hier lebte zeitweise auch Vincent Van Gogh nach dem Streit mit seinem Freund Gauguin, bei dem er sich im Wahn ein Ohr abschnitt. Den Schauplatz der Missetat, das Haus von Van Gogh in Arles, gibt es inzwischen nicht mehr. Am Stadtrand ist aber noch die alte Ziehbrücke von Langlois zu sehen, die der Maler oft dargestellt hat. Ein einsamer Ort, wo man heute keine Maler mit Staffelei mehr antrifft, sondern japanische Touristen mit der Kamera.

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